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Berichte von Unternehmungen

Rubrik: Allgemeines, Ansprache des St.Lokus

Eingestellt am 30.12.2015 12:08 von Jens Köhler.

Zur Einweihung der Toiletten im 2.Stock der Torfhaushütte, gehalten am 10.12.1982

Seid mir gegrüßt, liebe Leute, und hört mich an!
In der interplanetaren Verwaltungsstelle für irdische Bedürfnis-Anlagen vernahmen wir die Kunde, dass heute, hier, in diesem Hause ein solch gewisser, meist stiller Ort, seiner Bestimmung übergeben werden soll. Vom Schutz-Patron St.Lokus bin ich abgesandt, die Weihe vorzunehmen und Euch auf diesen wichtigen Akt einzustimmen.

Damit der Mensch am Leben bleibt, muss er u.a. essen und trinken. Die Natur, und nicht zuletzt er selbst, haben dafür gesorgt, dass es ihm auch noch Vergnügen bereitet. Bei weitem nicht alles, was er vorn, oben hineinschiebt, kann er bei sich behalten.
In einem schwierigen und komplizierten Prozess wird das Nichtverwertbare an der Rückseite, unten herausgelassen, und zwar in allen drei Aggregatzuständen: fest, flüssig, gasförmig. Der reibungslose Durchsatz und der sofortige Absatz sind leider nicht immer gewährleistet.

Wissenschaftlich betrachtet - wir haben dahingehende Untersuchungen in unserem interplanetarem Institut durchgeführt - müssten wir drei Kategorien Menschen unterscheiden:
  1. Solche, die wollen und nicht können, wo also eine funktionelle Störung vorliegt.
  2. Solche, die wollen, aber nicht dürfen, denen zeitlich die geeignete Örtlichkeit fehlt.
  3. Solche, die müssen, aber gar nicht möchten, irdisch-vulgär unter dem Namen Dünnschiss bekannt.
Nebenbei erbrachte diese Untersuchung das Ergebnis, dass es keine klassenlose Gesellschaft geben kann.

Nun, halten wir uns nicht länger bei Theorien auf, gehen wir in die Praxis, die menschliche, in die Geschichte.
Sie, als Menschen in einer hochentwickelten Zivilisation, haben für derlei menschliche Bedürfnisse prächtig ausgerüstete Einrichtungen. Obgleich man zugestehen muss, dass die Ortsgebundenheit zu Zeiten ein gewisses Dilemma mit sich bringt. Solche Probleme kannten frühe Menschen, beispielsweise die Nomaden, nicht. Damals, wie auch heute noch in den nördlichen Tundren der Erde, benötigte man für eine menschliche Verrichtung zwei feste Stöcke. Einen längeren, in die Erde gestoßen, an dem man sich ich Hockhaltung festhalten kann. Und einen kürzeren, mit dem man Wölfe oder anderes lästiges Getier, wie Fliegen und Mücken von der blankgezogenen Rückseite abwehren kann.

Später, in den Städten der Antike, waren diese Orte - daher der Name Lokus - schon etwas komfortabler eingerichtet. Z.B. die alten Römer benutzten Steinbänke mit Löchern und Ritzen, kreisrund angeordnet. Beim notwendigen Geschäft saßen sie friedlich nebeneinander und gegenüber. Dieses hinterhältige Forum soll der Vorgänger der Bildzeitung gewesen sein.

In der Entwicklung weitergehend, erinnere ich an die mittelalterlichen Plumps-Klos, die zuweilen noch heute in Betrieb sind. Bei genauer Betrachtung mancher schönen alten Burg oder eines alten Hauses kann man den bewussten Erker erkennen, wo dann die individuellen Rückstände im freien Fall... usw. usw.

Auch Sie kennen primitivere Methoden, z.B. den Donnerbalken, dort angewandt, wo sich vorübergehend eine größere Zahl Menschen ansammelt, z.B. in Lagern. Ein mittlerer Baumstamm auf zwei Stützen liegend, dahinter eine Grube - das ist alles, was man braucht. Wehe dem, der nicht mit entsprechender Vorlage sitzt.

In heutiger Zeit haben sich Konstruktionen und Ausstattung der Örtchen geändert. Auch hier kann man zwei Klassen der Menschen unterscheiden. Ein Teil zieht es heute noch vor, stehend, d.h. in Hockstellung, seine Notdurft zu verrichten. Aber auch diese Lokalitäten sind meist komfortabler, manchmal sogar mit Griffen für beide Hände, ausgerüstet. Nur, zum Ausruhen ist ein solches Verfahren nicht geeignet. Und der damit weniger vertraute muss Obacht geben, dass er nicht gleichzeitig ein Fussbad nimmt. Aber immer noch besser als - ohne Wasser - die Sache mit dem Besen in das Loch zu streichen. (Worüber uns eine Beschwerde im Jahre 1978 aus Casati-Hütte, Ortlegebiet, zugegangen ist.)

Nun, in diesen Breiten hat sich für das große Geschäft die sitzende Methode eingebürgert. Nach einer demoskopischen Umfrage durch unser Institut wurde festgestellt, dass in 87,3 Prozent der Fälle das sitzende Verfahren angewandt wird. Obgleich - und gerade wegen der Vorteile - dieses oft zur Zweckentfremdung verführt. Es soll Leute geben, die dort rauchen, Zeitung lesen, ja sogar schlafen, falls die Anlagen in Betrieben und Ämtern installiert sind.

Auch über die Reinigung Ihres edlen Hinterteils ließe sich einiges sagen. Ihnen steht heute ein herrlich weiches, saugfähiges Spezialpapier zur Verfügung. Anders in mohammedanisch gesitteten Ländern, wo man mit nackter linker Hand und einem dünnen Wasserstrahl der Sauberkeit genüge tut. Mir ist auch eine Alm bekannt, wo ein in passender Höhe angebrachter Kartoffelsack, jeweils kunstgerecht gefaltet, eine mehrfache Benutzung zulässt.
Aber wir verlieren uns, ich komme auf den Grund meines Hierseins zurück.

Zusammenfassend: Wenn Sie an die Örtlichkeiten denken, die Sie heute benutzen - sind sie nicht außerordentlich bequem und luxoriös eingerichtet?
Die Räumlichkeiten gekachelt, Holz mehrfach gestrichen, alles glänzend und sauber. Die glasurierten Sitze, die Brillen wohlgefällig gestaltet, für alle Größen geeignet. Generationen von Designern sind daran beteiligt. So wird ein Gang zu einer der menschlichsten aller Verrichtungen zu einem Hoch-Genuss.
Einen solchen Ort, vom Hüttenwirt Georg im Alleingang mit handwerklichem Können und Hingabe errichtet, werde ich Ihnen nun zeigen.


Weihespruch an Ort und Stelle:
Möge der Schutzpatron St.Lokus uns bewahren
vor Verstopfungen des Leibes
und im Röhrensystem dieser Anlage!

Möge er uns behüten vor Durchfall
und Rohrbruch gleichermaßen!

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