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Berichte von Unternehmungen

Rubrik: Allgemeines, Schneeschuhtour zum Stöberhai

Eingestellt am 16.01.2017 22:25 von Jens Köhler.

Die Sonntagswanderungen der Hochtourengruppe sind stets interessant, anspruchsvoll, landschaftlich reizvoll und unterhaltsam, aber die Sonntagswanderung am 15.01.2017 ist in der Rückbesinnung wahrscheinlich eine der schönsten Touren, die wir in den letzten Jahren im Winter unternommen haben, und deswegen möchte ich hier auch ein wenig ausführlicher über ebenjene Wanderung oder vielmehr Winterunternehmung schreiben!
Die Idee zu dieser Wanderung kam mir bereits im Jahr 2014. Wer schon öfters auf dem Bismarck-Turm auf dem Kummel-Berg war, der kennt vielleicht diesen besonders reizvollen Blick, den man zum Oderstausee genießen kann. Links vom Zeltplatz am Stausee fällt dabei immer wieder ein besonders markanter Bergrücken - die Herzbeeksecke - und rechts daneben das tief eingeschnittene Tal des großen Herzbeek direkt unter dem Stöberhai/Jagdkopf dem Betrachter ins Auge. Das müsste doch mal etwas sein, den Stöberhai über eben diesen langen, wunderschön anmutenden Kamm, und dann vielleicht noch im Winter mit Schneeschuhen, zu erklimmen!
Im Winter 2015 ist diese Tour leider ausgefallen, mich hat damals die Grippe herniedergerungen. Als ich im Oktober überlegte, welche Schneeschuhtour ich im Januar anbieten könnte, erinnerte ich mich wieder an dieses Vorhaben. Aber ich hätte mir nicht träumen lassen, dass Frau Holle so sehr auf meiner Seite stand. Das Schneetief Egon hatte am Donnerstag den gesamten Harz mit allerbestem Pulverschnee bis in die tiefen Lagen beliefert, und so konnte die Tour bei absolut perfekten Bedingungen starten. Ja, wer war denn alles dabei? Von der Hochtourengruppe zunächst: Helga (die älteste Teilnehmerin), Kathrin, Birgit, Holger, Peter mit Sohn Lucas, Manfred, Michael K., Uli, Claudio und natürlich ich als Wanderleiter. Als Gäste waren außerdem dabei: Claudios Kumpel Rotsch, mein Arbeitskollege Patrick, und drei von Patricks Freunden: Thore, Tobi und Dirk.
Als Treffpunkt war die Erikabrücke vereinbart, aber als wir dort ankamen, großes Entsetzen: Die Zufahrt war nicht ein bisschen geräumt. Die Schneeschaufel, die ich vorsorglich mitgenommen habe, um vielleicht ein wenig nachhelfen zu können, wäre wirkungslos gewesen. Weil wir es nicht besser wussten und außerdem mit drei Fahrzeugen mitten auf einer Bundesstraße standen, fuhren wir zunächst in Richtung Staumauer weiter. Dann ein Anruf von Peter: An der Odertaler Sägemühle gäbe es geräumte Parkplätze. Dann also nichts wie hin!
Es dauerte eine Weile, bis alle Teilnehmer ihre Ausrüstung sortiert hatten, aber gegen 09:30 Uhr konnte es dann losgehen. Kurz die Brücke über die Oder auf der Straße überquert, dann ging es sofort ins tiefverschneite Gelände. Doch dann ein erster Schreckmoment: Einer von Claudios Schneeschuhen ging bereits nach wenigen Schritten kaputt. Für ihn gleich das Aus. Er hat sich dann den Vormittag damit vergnügt, von der Staumauer in Richtung Stöberhai zu kommen, aber er musste nach zwei Stunden Kampf im Tiefschnee aufgeben! Wir anderen erreichten nach ca. 20 Minuten den ehemaligen Campingplatz an der Erikabrücke.
Erreichen des ehemaligen Campingplatzes Erikabrücke
Nun hatten wir schon einmal den eigentlichen Startpunkt der Wanderung erreicht. Mein Plan war nun der folgende: Auf der geräumten Stauseestraße können wir die Schneeschuhe an den Rucksäcken befestigen und in locker-gemütlichem Tempo zur Landzunge unter der Herzbeeksecke wandern. Nun ja, der aufmerksame Leser wird jetzt einwenden, dass ja nicht geräumt war. Korrekt! Und so mussten wir bereits die ca. 5km auf der Fahrstraße komplett spuren. Jeder konnte/durfte sich mal an die Spitze der großen Gruppe setzen und die Spur treten. Die meisten haben so zehn Minuten durchgehalten, dann brauchte es eine Ablösung. Es lag aber auch schon hier unten unglaublich viel Schnee, ca. 40cm! Dann war aber irgendwann die Landzunge erreicht, und es gab eine Trink- und Bananenpause mit einer tollen Aussicht über den Oderstausee.
An der Landzunge Herzbeeks Ecke
Nach der Pause gab es dann bei denjenigen, die zum ersten Mal bei einer HTG-Wanderung dabei waren, verwunderte Blicke, als ich in Richtung des Kammes zur Herzbeeksecke zeigte. Das müsse doch wohl ein Scherz sein! Aber dem war nicht so. Und so ging es dann nun richtig los mit der Schneeschuhtour!
Erster langer Aufstieg
Zunächst gab es ein gemütliches Vorspiel in schönem Buchenwald, doch dann folgte ein erstaunlich heftiger Aufschwung, der uns auf das fichtenbewachsene Köpfl der Herzbeeksecke führte.
Am Gipfel der Herzbeeks Ecke
Nach und nach trudelten alle ein, und es fühlte sich schon wie ein richtiger Gipfel an. Das Wetter zeigte sich jetzt von seiner netten Seite, denn während wir am Stausee bei leichtem Schneefall wanderten, riss es jetzt deutlich auf, und blauer Himmel zeigte sich.
Dann ging es aber weiter, und zunächst stiegen wir ein kleines bisschen bergab. Das währte aber nicht lange, und wir erreichten eine Sattelfläche mit großer Wegekreuzung. Ich musste nun kurz überlegen und eine Entscheidung treffen. Mein eigentlicher Plan war nämlich, hier wieder steil abzusteigen ins Tal des großen Herzbeeks. Die Idee verwarf ich aber schnell, denn der Wiesenhang und die darüber befindliche Schneise sahen einfach zu verlockend aus, um deswegen die gewonnene Höhe wieder einzubüßen. Also ging es weiter hinauf. Und was für ein schöner Aufstieg war das. Je höher wir kamen, desto besser wurde die Aussicht.
Langer Aufstieg zum Jagdkopf
Am Ende der Schneise erreichten wir einen markanten Punkt mit einem Ansitz. Die Aussicht war schon ganz passabel. Aber der Aufstieg war leider nicht allen gut bekommen. Tobi und Thore wähnten sich wahrscheinlich im falschen Film, sie hatten bereits die ersten Muskelkrämpfe. Deswegen also erst einmal eine kurze Trinkpause, dann hieß es - große Überraschung - weiter den Berg hinauf! ;-) Ich wählte einen Durchschlupf links der steilen Böschung durch die Fichten, um den Hochsitz zu erreichen, nur Holger versuchte sich an dem Steilhang, hatte allerdings doch einige Mühen, die Rampe zu erklimmen! Nach wenigen Metern durch den Wald erreichten wir nun die breite Forststraße unterhalb des Jagdkopfes. Ich muss gestehen, dass hier immer noch ein weiterer Aufstieg direkt zum 714m hohen Jagdkopf möglich gewesen wäre, aber ich wollte nun nach Norden auf der Forststraße, denn es wartete dort einer der schönsten Aussichtspunkte der ganzen Tour.
Aussicht über den Südharz
Nach der Aussicht erreichten wir den Abzweig einer kleinen Schneise, auf der ich weiter in Richtung Stöberhaigipfel wollte. Da hier noch weitere 100 Höhenmeter folgten, riet ich Tobi und Thore, die Tour hier abzubrechen, denn hier wäre ein günstiger Punkt, um auf schnellstem Weg ins Odertal hinabzugelangen. Es waren ein paar schwierige Minuten, denn Dirk und Patrick wären gerne weitergelaufen. Aber die vier bildeten eine Fahrzeugbesatzung, und deswegen beschlossen sie gemeinsam, die Tour an der Stelle abzubrechen. Sie wählten den direkten Abstieg ins Kunzental, und wie ich am Montag erfuhr, reichten die Kräfte gerade noch so, um bis zur Erikabrücke zu kommen. Es war also die richtige Entscheidung, und das war mir auch klar, als wir in Richtung Gipfe auf eine total zugewehte Schneise einbogen.
Massive Verwehungen vor dem Gipfel
Die Verwehungen waren teilweise über einen Meter hoch, wirklich sehr beeindruckend! Weiter oben dirigierte ich Kathrin nach links in den Fichtenwald, und wir kamen exakt am Mobilfunkmast auf dem Stöberhai-Plateau heraus. Nun mussten wir auf Peter und Michael warten, die Zeit überbrückte ich für die anderen mit einem Exkurs über den ehemaligen NATO-Horchposten der Bundeswehr. Als wir wieder vollzählig waren, setzten wir die Wanderung fort und erreichten nach zehn Minuten die Schutzhütte am höchsten Punkt. Schneefall setzte ein, eine Fernsicht konnten wir daher während der Pause nicht genießen.
In meiner optimistischen Planung hatte ich sogar noch den Abstieg zum Bahnhof Stöberhai vorgesehen, den ließ ich aber weg, und wir umwanderten das Alte Loch in einem Bogen nach Westen. Als ich unten einen Forstweg mit einer Skispur erspähte, kam mir die Idee, den Hang direkt zur Skispur abzusteigen. Es folgte ein grandioser Pulverschneeabstieg, ganze 70 Höhenmeter! Jeder konnte hier verschiedene Techniken erproben, aber ich kann selbst nur sagen, dass es ein Riesenspaß war!
Manfreds souveräner Abstieg
Als alle auf dem Forstweg standen, machten wir uns ein Bild von der Verwüstung, die wir im Schnee angerichet hatten:
Ausstieg aus dem 70-Hm-Hang
Der weitere Weg ist nicht weiter erwähnenswert. Wir konnten der Skispur sehr gut folgen, was dem Vorankommen sehr zuträglich war. Mein eigentlich geplanter Abstieg zur Erikabrücke (die berühmt-berüchtigte Schneise mit den Cachergebeinen!) war leider nicht zielführend, stattdessen fand ich eine alternative Abstiegsroute, die uns direkt zum Parkplatz an der Sägemühle brachte.
Letzter schwieriger Hang
Holger entsorgte gleich vor Ort seine beiden zu Bruch gegangenen Schneeschuhe (sie waren eh abgeschrieben), und auch Manfred musste einen Schneeschuh bei SFU defekt zurückgeben.
Mit Manfred, Michael, Kathrin und Helga ließ ich die Tour noch in der Sägemühle mit der wirklich sehr freundlichen Bedienung ausklingen. Manfred und Holger gebührt Dank für die Rückfahrt durch den Hochharz bei nicht einfachen Straßenverhältnissen, tja, und das war wohl eine Wintertour, an die ich - und wohl auch die anderen - oft noch zurückdenken werde!
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass wir auf unserer Tour wirklich KEINEN Menschen getroffen haben. Lediglich Skispuren zeugten davon, dass vielleicht zwei Skilangläufer den Stöberhai erreicht hatten. Umso kurioser ist dies, da an diesem Tag in Braunlage und Torfhaus absoluter Hochbetrieb herrschte, inklusive Verkehrschaos bei der Abreise nach Hause!

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DAV Braunschweig 23.Februar 2022